Freitag, 20. März 2009

Literatur für die Ohren

Weil mir Sven Regener als Sänger von Element of Crime mindestens so gut gefällt, wie als Schöpfer von Herr Lehmann und weil ich mir gerade einen ewig langen Flug unter anderem mit Leander Haussmanns wunderbarem Film "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" verkürzt habe, hier ein Kleinod deutscher Rockpoesie.
Wer es noch nicht getan hat: Den Film unbedingt anschauen.

Sonntag, 9. November 2008

20 Jahre als Biograf

Der 9. November ist ohne Zweifel ein deutscher Schicksalstag. Wie kein anderer Tag spiegelt er die Höhen und Tiefen deutscher Geschichte.

Aber auch für mich und meinen persönlichen beruflichen Werdegang ist es ein ganz besonderer Tag. Heute vor genau zwanzig Jahren wurde mein Buch „Nach unbekannt verzogen – Die Geschichte der Warendorfer Juden in der Zeit des Dritten Reiches“ in einer bewegenden Feierstunde der Öffentlichkeit präsentiert. Aus Anlass des fünfzigsten Jahrestages der Pogromnacht vom 9. November 1938 sprach auf dieser Veranstaltung in meiner Heimatstadt damals unter anderem Paul Spiegel, der spätere Vorsitzende des Zentralrats der Juden. Sein Vater Hugo Spiegel war einer der Menschen, deren Schicksal ich in meinem Buch schilderte.

Mit der Arbeit an diesem Buch begann vor zwanzig Jahren meine Beschäftigung mit den Lebensgeschichten „einfacher“ Menschen. Die Faszination dieser Biografiearbeit sollte mich von nun an nie mehr loslassen, auch wenn in den ersten Jahren die finanziell lukrativere Dokumentation von Firmen- und Vereinsgeschichten im Mittelpunkt meiner Arbeit stand.

Im übrigen gilt es noch ein weiteres kleines Jubiläum zu feiern. Vor fünf Jahren, genau am 1. November 2003, eröffnete ich meinen Autobiografieservice in Konstanz am Bodensee. Seitdem widme ich mich vor allem dem Schreiben von Privatbiografien. Darunter finden sich natürlich auch die Lebensgeschichten von Unternehmerpersönlichkeiten, womit sich der Bogen zu den Anfangsjahren schließt.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Das Glück kommt beim Erinnern

Im sehr interessanten Blog innovativ.in stellte Wolff Horbach kürzlich die Frage, ob Bloggen krank oder gesund macht. Titi Laflora beantwortete sie in ihrem Kommentar unter Hinweis auf das Blog ihres Schwiegervaters eindeutig positiv:

Ein Beispiel wo bloggen glücklich und gesund gemacht hat ist mein Schwiegervater. Mit seinen 84 Jahren hat er sich vor 2 Jahren entschieden einen Blog zu führen. Zuerst schrieb er über Gott und die Welt, dann begann er, darin seine Geschichte niederzuschreiben. Wir spürten wie eine Erleichterung bei ihm, indem er seine Gefühle und Gedanken niederschrieb. Er war im 2. Weltkrieg in Italien stationiert, in der Nähe von Cesena, bei einer Bauernfamilie. Er wurde dort im Laufe der Zeit wie ein Sohn gesehen. Er verliebte sich in Augusta, eine der Töchter der Familie. Das Angebot des Bruders, er solle doch bleiben, die Familie könne ihn verstecken, nahm er nicht an, um die Familie nicht in Gefahr zu bringen. So vergingen 60 Jahre ohne Wiedersehen.
Vor ca. einem halben Jahr ging es meinen Schwiegervater gesundheitlich ziemlich schlecht, Altersschwäche, die Lebenskraft ließ nach. Wir alle waren sehr besorgt. Bis da plötzlich ein Kommentar von Gilberto auf einen seiner Beiträge kam. Gilberto kommt aus dem Ort, wo er stationiert war und kenne die Familie. Mails wurden ausgetauscht. Eine der Töchter meldete sich telefonisch bei ihm. Von dem Moment an war mein Schwiegervater in all seiner Kraft, Lebensfreude sprühte aus seinen Augen - es war unglaublich. Vor ca. 3 Wochen fuhr er mit meinem Mann nach Italien und besuchte die Familie. Ein berührendes Ereignis, nach so vielen Jahren. Er zehrt von dieser Energie der Verbundenheit und Freundschaft und liebt das Leben.

Mir scheint, es ist weniger das Bloggen, das in diesem Fall glücklich machte, als die gelebte und aufgeschriebene Erinnerung. Oder, wie Marcus Valerius Martial es in einem Aphorismus formulierte: „Zweimal lebt, wer in der Erinnerung lebt.“

Mittwoch, 23. April 2008

Geistige Fitness im Alter

Ich habe es schon immer gewusst: Das Beschäftigen mit der eigenen Lebensgeschichte und das Schreiben einer Autobiografie hält geistig fit. Jetzt wird meine Vermutung von einem hochrangigen Wissenschaftler bestätig. Gene D. Cohen ist Direktor des „Center on Aging, Health & Humanities“ der George Washington Universität und gilt als einer der weltweit führenden Experten zu Fragen des Alters. In seinem Buch „Vital und kreativ. Geistige Fitness im Alter“ beschreibt er die folgenden zehn besten Wege, auch im Alter geistig und körperlich fit zu bleiben:
"1. Gesellschaftsspiele spielen und Kreuzworträtsel lösen. 2. Eine Gruppe gründen, mit der Sie regelmäßig kochen und sich über Bücher austauschen können. 3. Reisen Sie an unbekannte Orte - nah oder fern. 4. Belegen Sie Volkshochschulkurse und lernen Sie etwas Neues. 5. Holen Sie sich Anregungen in der Hobbyabteilung Ihrer Buchhandlung. 6. Werden Sie ehrenamtlich tätig. 7. Wie wär's mit einer Teilzeitbeschäftigung? 8. Schreiben Sie Briefe oder E-Mails an Familienmitglieder und Freunde. 9. Führen Sie ein Traum-Tagebuch. 10. Verfassen Sie Ihre Memoiren, Ihre Autobiografie oder Ihre Familiengeschichte".

Nun gut, ich hätte die Reihenfolge vielleicht geändert, ansonsten bin ich aber völlig einverstanden. Also, liebe Kinder und Enkel, schenkt euren Eltern und Großeltern meine Leistungen als Biograf, wenn Ihr ihnen helfen wollt, auch weiterhin geistig fit zu bleiben.

Dienstag, 25. März 2008

Geburtstagsgeschenk

Etwa die Hälfte meiner Auftraggeber sind Kinder oder Enkel, die ihren Eltern bzw. Großeltern meine Dienste als Biograf schenken.
Gerade ist ein solches Geschenk fertig geworden.

Titel-Briechle

Vor ein paar Tagen schickten mir die Enkel eine Email:
    Gestern hatte unsere Grossmutter ihren grossen Tag und wir durften ihren 90. Geburtstag feiern. Bei allerschönstem Wetter genossen wir den Tag. Zu diesem gelungenen Tag steuerte das Buch über ihre Lebensgeschichte einiges bei. Nicht ein Besucher, der nicht darin geblättert hätte. Es ist einfach super, der Text, der Buchumschlag, das Layout mit den Fotos, einfach alles.
Auch ich finde dieses Buch sehr gelungen, verdeutlicht diese Lebensgeschichte doch, wie wenig die Vorstellung vom idyllischen Familienleben in der Nazizeit stimmt. Die Realität meiner Erzählerin sah wie die von Millionen Frauen anders aus: Witwe in jungen Jahren, alleinerziehende Mutter, Vertreibung und Flucht. Wahrlich eine deutsche Geschichte.

Dienstag, 26. Februar 2008

Preise, Preise

Das Biographiezentrum – ein Zusammenschluss von Biografinnen und Biografen, darunter viele Anfänger und Neulinge aber auch einige Profis – hat sich etwas Neues ausgedacht. Menschen, die ihre Lebensgeschichte niedergeschrieben haben möchten, sollen sich melden und eine Skizze ihrer Geschichte einreichen. Wenn die Geschichte für interessant befunden wird (von wem eigentlich?), wird sie von einem Biografen-Neuling geschrieben, quasi als „Examensarbeit“ eines ebenfalls vom Biographiezentrum angebotenen sehr teuren Lehrgangs. Das ganze nennt sich dann „Biographiepreis 2009“, Kollege Ronald hat darüber ausführlich geblogt.

Interessant ist dabei vor allem, dass die Teilnehmer alle Rechte an ihrer Geschichte abgeben.

Update 27.06.2008: Andreas Mäckler vom Biografiezentrum bittet mich heute per Email um Löschung des obigen Satzes. Die Behauptung sei falsch. Unter Punkt 4.4 der Vereinbarung mit dem Erzähler heiße es vielmehr:
"Indem Sie sich hiermit einverstanden erklären, entledigen Sie sich als Teilnehmer aber keineswegs umfassend Ihrer Rechte an Ihrer Ideenskizze. Denn mit der Übertragung obiger einfacher Nutzungsrechte an der Ideenskizze steht es Ihnen frei, Ihre Ideenskizze selbst – in der uns gelieferten oder einer veränderten Fassung – weiterzuverwerten, also Dritten zur Print- oder elektronischen Verwertung anzubieten."
Festzuhalten bleibt also: Der Erzähler überträgt dem Biografiezentrum zumindest einfache Nutzungsrechte.
Damit bleibt es auch bei folgender Feststellung (Ende Update):


Ein solches Vorgehen dürfte von den meisten Biografen, die sich einer hohen Berufsethik verpflichtet fühlen, abgelehnt werden. Ich persönlich finde so etwas völlig unredlich.

Und noch etwas ist interessant. In der Ausschreibung heißt es, eine 150-seitige Biografie habe einen Wert von 15.000 Euro. Daraus lässt sich dann ja wohl folgern, dass die Berufsanfänger im Biographiezentrum – und davon gibt es dort einige – im Schnitt für eine Biografie mit einem solchen Umfang 15.000 Euro fordern. Und was kostet es dann bitte bei den Profis?
Vielleicht ist es besser, sich gleich bei den Mitgliedern der Deutschen Biografischen Gesellschaft umzusehen. Hier sind nur Profis am Werk, die sich zu klaren Regeln im Umgang mit ihren Kunden verpflichtet haben und ihre Leistungen zu fairen und transparenten Konditionen anbieten. Bei mir zum Beispiel zahlt ein Kunde für 150 Seiten 10.000 Euro inklusive der Herstellung von 5 Buchexemplaren. Ohne Fallstricke und Hintertürchen.

Freitag, 11. Januar 2008

Zeitzeugen

Als Biograf habe ich es tagtäglich mit Zeitzeugen zu tun. Meine Erzähler legen in ihren Lebensgeschichten Zeugnis von der Epoche ab, die sie durchlebt, erlitten und gestaltet haben. Allerdings werden die Biografien meistens nur in kleinen Auflagen für den Freundes- und Familienkreis gedruckt. Umso wichtiger, dass es eine Institution gibt, die Zeitzeugen z. B. an Schulen vermitteln kann. Die Zeitzeugenbörse e. V. widmet sich dieser Aufgabe bereits seit 1993. Erwähnenswert, wie ich finde, und ein guter Hinweis für Lehrer und Mitarbeiter der Erwachsenenbildung, die nach Möglichkeiten einer lebendigen Geschichtsvermittlung suchen.

Montag, 7. Januar 2008

68 und kein Ende

Ich hätte es mir ja denken können! Aber dass es gleich zu Beginn des Jahres so dick kommt, konnte man nun wirklich nicht ahnen.
Der Stern hat ja schon das vergangene Jahr mit einer vielteiligen Serie über die 68er und die Folgen beendet. Die WamS beginnt das neue mit einem Dossier zu diesem Thema, und wahrscheinlich liegen in allen Redakteursschubladen Beiträge und warten nur darauf gedruckt zu werden. Die letzte Wahrheit wird uns dann eines sonntagabends Guido Knopp verkünden.
Dabei ist die zweite Hälfte der 60iger Jahre in den Lebensläufen der meisten Menschen gar nicht so aufregend. Die großen gesellschaftlichen Veränderungen, die auch das Alltagsleben der Menschen erreichten, waren schon einige Jahre zuvor angeschoben worden. Die Jugendkultur war längst vom Rock ’n’ Roll erfasst – die Rolling Stones tourten das erste Mal 1965 durch Deutschland. In der Politik war Willi Brandt auf dem Weg zur Kanzlerschaft. Die 68er waren allenfalls Katalysator einer Entwicklung, die sie später mit zunehmender Gewaltbereitschaft sogar eher fast zum Erliegen brachten.
Einen klareren Blick auf diese Zeit werden wir wohl erst dann bekommen, wenn nicht nur Promibiografien aus dieser Zeit vorliegen, sondern Lebensgeschichten von Jedermann bzw. -frau, die ohne Rechtfertigungsdruck entstanden sind.

Schreib's auf!

Weblog des Biografen Matthias Brömmelhaus

Über mich

Ich arbeite als Biograf und Autor am Bodensee. Weitere Informationen finden Sie auf meiner Internetseite

Aktuelle Beiträge

Der Umgang mit Zeitzeugen
Eine Biografie zu schreiben, bedeutet zuerst und vor...
broemmelhaus - 27. Jul, 14:24
Geschichte erzählt
Eine Frage, die mir häufig gestellt wird: Wie geht...
broemmelhaus - 27. Jul, 14:21
Ausgepackt
Gerade habe ich mit der Arbeit an einer neuen Biografie...
broemmelhaus - 27. Jul, 14:13
Lob der Deadline
Vor zwei Stunden habe ich ein Manuskript zur Buchgestalterin...
broemmelhaus - 20. Mai, 15:34
Eine Frage des Honorars
Hin und wieder google ich die Begriffe Autobiografie,...
broemmelhaus - 7. Nov, 15:59

Archiv

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Mein Lesestoff

Suche

 

Impressum

Hier finden Sie das Impressum.

User Status

Du bist nicht angemeldet.