Das doppelte Senftenberg
Gerade habe ich den korrigierten Andruck einer sehr interessanten Biografie zur Post gebracht. Darin berichtet der Erzähler von seiner verlorenen Jugend im Nationalsozialismus. Vor allem erzählt er sehr reflektiert von seinen schrecklichen Erlebnissen als Soldat. Bei aller Tragik gibt es in diesem Buch auch Episoden, die an den „braven Soldaten Schwejk“ erinnern. Im April 1945, also wenige Wochen vor Ende des Krieges, bekam der Trupp meines Erzählers einen Marschbefehl von Stralsund nach Senftenberg. Er kannte diesen Ort in der Lausitz, denn er war in der Nähe geboren und aufgewachsen. Nach einigen Tagen stellte sich heraus, dass ihr Leutnant sie in eine ganze andere Richtung führte. Er war Österreicher und gab den niederösterreichischen Kurort Senftenberg als Ziel aus. Unterwegs auf diesem langen Weg wurde ihr Marschbefehl mehrfach kontrolliert. Natürlich waren alle skeptisch. Nie und nimmer konnte Senftenberg in Niederösterreich gemeint sein. Der Leutnant vertrat aber jedes Mal selbstbewusst seinen Standpunkt und ließ sich nicht beirren. So führte er seine Leute mehrere hundert Kilometer nach Süden und in Sicherheit. Wahrscheinlich rettete er damit vielen das Leben, denn in der Gegend des anderen Senftenberg starben tausende Soldaten beim „Endkampf“ um Berlin.
broemmelhaus - 22. Okt, 18:11
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://biograf.twoday.net/stories/4372577/modTrackback