
Als ich erfuhr, dass Doris Lessing den Literaturnobelpreis 2007 bekommt, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ein Stück meiner Biografie wurde wieder lebendig. In den siebziger Jahren kam „Mann“, aufgeklärt, wie wir damals zu sein hatten, gar nicht darum herum, die von den Mädels verehrte Lessing zu lesen. Als ich gestern neugierig mein Bücherregal durchforstete, ob sich noch etwas von der nunmehr hoch geehrten Autorin fände, stieß ich auf das alte rororo-Exemplar von „Sommer vor der Dunkelheit“. Ich weiß nicht mehr, was ich damals davon hielt, aber heute scheint es mir ein bisschen viel Nabelschau zu sein. Reich-Ranickis Nörgelei an den Entscheidungen des Nobelkomitees sind wir ja inzwischen gewöhnt. Im Übrigen gebe ich ihm Recht: John Updike oder Philip Roth wären nun wirklich einmal dran. Am deutlichsten formulierte aber wieder einmal Denis Scheck: „Politisch ist die Entscheidung zu begrüßen, weil hier eine Vorkämpferin des Feminismus und des Anti-Rassismus geehrt wird. Ästhetisch dagegen ist es eher eine Pleite.“