Dienstag, 26. Februar 2008

Preise, Preise

Das Biographiezentrum – ein Zusammenschluss von Biografinnen und Biografen, darunter viele Anfänger und Neulinge aber auch einige Profis – hat sich etwas Neues ausgedacht. Menschen, die ihre Lebensgeschichte niedergeschrieben haben möchten, sollen sich melden und eine Skizze ihrer Geschichte einreichen. Wenn die Geschichte für interessant befunden wird (von wem eigentlich?), wird sie von einem Biografen-Neuling geschrieben, quasi als „Examensarbeit“ eines ebenfalls vom Biographiezentrum angebotenen sehr teuren Lehrgangs. Das ganze nennt sich dann „Biographiepreis 2009“, Kollege Ronald hat darüber ausführlich geblogt.

Interessant ist dabei vor allem, dass die Teilnehmer alle Rechte an ihrer Geschichte abgeben.

Update 27.06.2008: Andreas Mäckler vom Biografiezentrum bittet mich heute per Email um Löschung des obigen Satzes. Die Behauptung sei falsch. Unter Punkt 4.4 der Vereinbarung mit dem Erzähler heiße es vielmehr:
"Indem Sie sich hiermit einverstanden erklären, entledigen Sie sich als Teilnehmer aber keineswegs umfassend Ihrer Rechte an Ihrer Ideenskizze. Denn mit der Übertragung obiger einfacher Nutzungsrechte an der Ideenskizze steht es Ihnen frei, Ihre Ideenskizze selbst – in der uns gelieferten oder einer veränderten Fassung – weiterzuverwerten, also Dritten zur Print- oder elektronischen Verwertung anzubieten."
Festzuhalten bleibt also: Der Erzähler überträgt dem Biografiezentrum zumindest einfache Nutzungsrechte.
Damit bleibt es auch bei folgender Feststellung (Ende Update):


Ein solches Vorgehen dürfte von den meisten Biografen, die sich einer hohen Berufsethik verpflichtet fühlen, abgelehnt werden. Ich persönlich finde so etwas völlig unredlich.

Und noch etwas ist interessant. In der Ausschreibung heißt es, eine 150-seitige Biografie habe einen Wert von 15.000 Euro. Daraus lässt sich dann ja wohl folgern, dass die Berufsanfänger im Biographiezentrum – und davon gibt es dort einige – im Schnitt für eine Biografie mit einem solchen Umfang 15.000 Euro fordern. Und was kostet es dann bitte bei den Profis?
Vielleicht ist es besser, sich gleich bei den Mitgliedern der Deutschen Biografischen Gesellschaft umzusehen. Hier sind nur Profis am Werk, die sich zu klaren Regeln im Umgang mit ihren Kunden verpflichtet haben und ihre Leistungen zu fairen und transparenten Konditionen anbieten. Bei mir zum Beispiel zahlt ein Kunde für 150 Seiten 10.000 Euro inklusive der Herstellung von 5 Buchexemplaren. Ohne Fallstricke und Hintertürchen.

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